Unsere pädagogischen Grundlagen

 

 

In unser Homeschooling-Projekt fliessen Elemente von Waldorfpädagogik, Montessori-Schule, Peter-Petersen-Schule oder auch des demokratischen Schulekonzeptes ein. Auch die Ansichten des Gründers der Summerhill-Schule in England sowie die umfassende, aufopfernde Liebe von Janusz Korczak im Umgang mit seinen Heimkindern gehören zu den Grundimpulsen unserer schulischen Arbeit.

 

 

 

Nur aus realen Erfahrungen und Erlebnissen bilden sich beim Menschen dauerhafte Fähigkeiten. Kinder bzw. Heranwachsende lernen am Besten aus der konkreten Wirklichkeit und nicht durch eine abstrakte Wissensvermittlung. Deshalb soll Schule bei uns ein Ort sein, an dem mit und für das Leben gelernt wird. Lösungen sollen gefunden und nicht Aufgaben abgearbeitet werden. Dabei soll sich Lernen in einer Atmosphäre von Vertrauen, Freude, Neugier und gegenseitiger Hilfe ausleben als ein lebensvoller Prozess von Entdecken und Austauschen. In diesem Ansatz sind alle Beteiligten gleichermassen Lernende und sich Unterstützende und der Lehrer ist nicht mehr der All-Wissende. So können sich nach und nach soziale Kompetenzen entwickeln.

 

 

 

Deshalb geniesst die künstlerische Arbeit bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Täglich findet Aquarellmalen und Singen statt. Zeichnen und manuelle Arbeiten ergänzen das Ganze. Im Malen zB geht es nicht nur um Kreativität und Schönheitsempfinden, sondern auch um das Erleben von Harmonie und Gleichgewicht. Jede Farbe wirkt anders und will anders erscheinen. Der Malende übt, der Farbe Raum zu geben ohne selbst etwas zu wollen. Das ist schwer! Aber es kann eine wertvolle Erfahrung werden für den Umgang mit einem anderen Menschen: Aufmerksam sein und zuhören können, Seelenstimmungen und Nuancen wahrnehmen lernen, mit einem Wort Sozialkompetenz erwerben.

 

 

 

Der Gesang, vor allem der Mehrstimmige, erfordert gleichermassen die Fähigkeit des Hörens und des Durchtragens. Im Singen spiegeln wir die Weltenharmonie, denn die Welt und wir sind mehr als nur physische Gegebenheiten. Und jede manuelle Arbeit macht uns nicht nur geschickter mit den Händen, sondern Geschicklichkeit und Beweglichkeit der Hände fördern zugleich die Beweglichkeit des Denkens und den Ausgleich der beiden Gehirnhälften. Wer zB als Kind ausgiebig Handarbeiten gemacht hat, hat nicht zuletzt sein mathematisches Denkvermögen geschult.

 

 

 

Neben dem Künstlerischen bildet die Erarbeitung einer Präsentation in den verschiedenen Prüfungsfächern einen weiteren Schwerpunkt unserer Arbeit. Eine Präsentation ist eine vertiefende Erarbeitung eines eng begrenzten Stoffgebietes. Das kann zB die praktische Vorführung eines selbstgebauten Elektromotors und Erklärung seiner Funktionsweise sein (Physik), eine Wanderung durch die Tatra (Geografie), die Lebensgewohnheiten des Fuchses (Biologie) oder auch ein englisches Musical als Gemeinschaftspräsentation (Englisch). Immer geht es um den Prozess und das sich hinein Vertiefen in eine Vielfalt von Aspekten. Am Ende präsentieren die Kinder in freier Darstellung ihr Thema zumeist anhand eines selbst erstellten Plakates. Sie lernen frei zu sprechen und mutig ihr Anliegen vorzutragen - Fähigkeiten, die für das Leben wichtig sind.

 

Ein kurzer Morgenkreis mit dem wir den Tag begrüßen, endet immer mit dem kurzen Hinweis "Cold water in the face". Bewegung macht wach. Danach sind alle wirklich in ihren Körpern angekommen, in den Gliedern, im Kopf und in den Sinnen.  Der Mensch ist jetzt bereit und aufnahmefähig auch für mehr intellektuelle Arbeiten.

 

 So wie der Tag mit einem Gang in die Natur beginnt und den Menschen öffnet für die Aussenwelt, so endet der Tag mit einer abendlichen Erzählung und führt ihn zurück zu sich selbst. Diese Abendgeschichten können sich über mehrere Abende erstrecken und die Themen orientieren sich an den Altersstufen, zB eintauchen in die Abenteuer des Odysseus oder die Lebensschicksale grosser Persönlichkeiten der Weltgeschichte in ihrem Ringen für den Weltenfortschritt miterleben, öffnen unbewusste Räume für die kindliche Seele auf der Suche nach der eigenen Lebensaufgabe.

 

 Bei aller noch so gut gemeinten Arbeit sind Konflikte unvermeidlich. Für die Lösung solcher Situationen haben wir die Institution des SEJM ins Leben gerufen. Der Name leitet sich ab von dem ursprünglichen altpolnischen Adelssejm, in dem jeder eine Stimme hatte und ein Beschluss einstimmig gefasst werden musste. Auch in unserem SEJM ist jeder gleichberechtigt und hat eine Stimme und auch wir müssen so lange ringen, bis alle einen Kompromissvorschlag mittragen können und wollen. Jeder hat das Recht im Konfliktfall einen SEJM einzuberufen. Nur derjenigen, der in der Runde den „heiligen Redestab“ in der Hand hat, darf sprechen, die anderen hören nur zu. Dadurch erüben wir eine Gesprächskultur, die das Zuhören und die Aufmerksamkeit schult. Man darf andere nicht unterbrechen, auch wenn man seine Gegenansicht kaum zurückhalten kann. Es geht darum Situationen gemeinsam aus verschiedenen Blickwinkeln anzuschauen und dabei die einzelnen Beweggründe und Argumente zu verstehen. Das alles kann emotional, schwierig und zeitaufwendig sein, aber gerade bei diesen Zusammenkünften ist es oft zu den grössten Sternstunden von Verständnis für den Anderen und Einsicht in die eigenen Fehler gekommen.

 

 

Unsere grösste  Herausforderung sind die externen Prüfungen, die meistens im klassischen Schulduktus ablaufen, viel zu intellektuell, abstrakt und lebensfremd sind und oft als Multipel Choise-Fragenkatalog daher kommen. Da das polnische Schulgesetz eine relative Freiheit und Autonomie der Lehre und des Lehrers vorsieht, suchen wir intensiv nach Wegen einer neuen schulischen Zusammenarbeit, um dieses für uns externe schulische Wissens- und Prüfungsgebiet lebensfreundlicher und inhaltsvoller erlebbar zu machen. Prüfung soll Freude an der eigenen Darstellung werden und nicht stressvoll sein.

 

 

Zusammenfassend haben wir unsere Arbeit in einem Memorandum niedergelegt (siehe unten), welches mit interessierten Eltern intensiv besprochen und bei einer Zusammenarbeit von diesen akzeptiert wird.

 

 

 

 

 

MEMORANDUM

 

DIE GRUNDLAGEN DER FREIEN LEBENSSCHULE

 

Geistesgegenwärtig, liebevoll und handlungsfähig leben

 

 

 

WAS WIR WOLLEN

 

 

 

  1. Wir wollen die Kinder der Freien LebensSchule ein Stück auf ihrem Lebensweg begleitend unterstützen.

  2. Wir wollen mit unserer pädagogischen Arbeit soziale Fähigkeiten, Hilfsbereitschaft und Offenheit gegenüber Neuem und gegenüber Menschen entwickeln und erüben.

  3. Wir wollen den jungen Menschen unterstützen, selbstständig zu denken und neue Wege zu finden sowie in einer ständig sich ändernden Welt handlungsfähig zu sein.

  4. Wir wollen ihn zu einem tieferen Verständnis für die Zusammenhänge der Welt führen.

  5. Wir wollen, dass er als Erwachsener als ein frei denkender und selbstbestimmter Mensch seinen Lebensweg findet und geht.

  6. Um all das zu verwirklichen, versuchen wir vor allem manuell-handwerkliche, ästhetisch-künstlerische, musikalische und schöpferisch-intellektuelle sowie lebenspraktische Fähigkeiten zu schulen.

  7. Wir verzichten bewusst auf die mediale Welt. Computer nutzen wir ausschließlich zur Informationsergänzung.

  8. Schulische Examensnotwendigkeiten gehören selbstverständlich zum Programm, sind aber nicht das eigentliche Ziel der Arbeit.

  9. Das Erlangen guter Noten oder das Abliefern guter Leistungen im herkömmlichen Sinn spielen für unsere Arbeit keine Rolle.

  10. Die Frage nach Abitur oder Studium darf sich für uns in diesem frühen Alter noch nicht stellen. Die individuelle Entwicklung wird im rechten Moment zeigen, ob ein Abitur wichtig und notwendig wird oder nicht. Ein selbstbestimmter Lebensweg sucht sich seine eigenen Notwendigkeiten.

 

 

 

WAS WIR BRAUCHEN

 

 

 

  1. Wir brauchen für unsere Arbeit mit den Kindern den bejahenden Rückhalt der Eltern. Dies bekunden die Eltern u.a. mit ihrer Unterschrift unter dieses Schriftstück.

  2. In der freien Zeit ist es notwendig, dass die Kinder zuhause vor allem an ihren Präsentationen weiter arbeiten. Dazu bedarf es zumeist einer aktiven Begleitung durch die Eltern.

  3. Die Eltern erklären ihre Bereitschaft, an Weiterbildungstreffen, individuellen Einzelgesprächen oder zusätzlichen Elterntreffen teilzunehmen. Aus unserer Sicht ist eine Teilnahme obligatorisch.

 

 

 

WAS WIR UNS WÜNSCHEN

 

 

 

  1. Wir wünschen uns eine offene Kommunikation zu allen Fragen, die die kindliche Entwicklung im Rahmen unserer Freien LebensSchule betreffen.

  2. Wir wünschen uns, dass im Elternhaus bewusst mit den Medien umgegangen wird, um die Kinder vor Horrorfilmen, Gewaltspielen, Pornografie und mangelndem Schlaf zu schützen.

  3. Wir wünschen uns, dass die Kinder am Tag vor Beginn des Schulturnus nicht mehr am Computer beschäftigt sind. Dieses kann natürlich nur eine Bitte bleiben, da dies die elterliche Sphäre betrifft. Diese Bitte ist allerdings sehr ernst gemeint.

 

 

 

UNSERE REGELN

 

 

 

  1. Um die genannten Entwicklungsmöglichkeiten und sozialen Prozesse während unserer nur einwöchigen Begegnungszeit optimal zu nutzen, wollen wir, dass das Kind ausnahmslos an allen pädagogischen Angeboten teilnimmt.

  2. Wir wollen nicht, dass die Kinder zum Schulturnus Spielzeug vor allem technischer Art (Plastikfiguren, Ungeheuer, Lego, Drohnen etc) mitbringen. Kuscheltiere oder ähnliches sind damit nicht gemeint.

  3. Wir wollen nicht, dass die Kinder während der Schule T-shirts ober anderes tragen, auf denen hässlichen Figuren, Fratzen, Ungeheuer oder anderes Menschenherabsetzendes abgebildet oder geschrieben ist.

  4. Während der Schulzeit besteht Verbot für alle eigenen elektronischen Geräte. Das Kind kann seine Eltern oder andere für es wichtige Menschen über die Telefone der Pädagogen kontaktieren.

  5. Alle, Lehrer wie SchülerInnen sprechen achtungsvoll miteinander und kümmern sich um andere.

  6. Alle achten die Schulausstattung.

  7. Wir verzichten auf Süßigkeiten, Zigaretten, Alkohol, Energydrinks, Kaugummis, Drogen.

  8. Wir unterstützen uns gegenseitig. Wir alle lernen voneinander.

 

 

 

Die Kinder, Betreuer und Eltern der Freien LebensSchule

 

bilden zusammen eine Gemeinschaft.